
Der gestrige Sonntag war sehr von der unruhigen Nacht geprägt. Ich hatte Angst vor neuem Gewitter und zögerte so aufzustehen. Ich war unsicher im Laufen, da die Taubheitsgefühle in der linken Seite immer wieder kamen. Die nette Krankenschwester motivierte mich den Weg zum Aufenthaltsraum in Angriff zu nehmen. Dort gibt es einen Kaffeeautomat, an dem man sich ganztägig bedienen konnte. Eine große Motivation, zumal die Nacht vorher mein Blutdruck immer sehr niedrig war.
Am Vormittag kam eine Ergotherapeutin, mit der ich ein wenig über meine Situation reden konnte. Sie sagte mir, dass jetzt die Zeit ist, ausschließlich an mich selbst zu denken, an meine eigenen Bedürfnisse. Nur so würde ich die jetzige Situation bewältigen. Sie nahm auch das erste Mal das Wort „Schlaganfall“ in den Mund, obwohl es ja noch keine richtige Diagnostik gab.
Am Nachmittag besuchte mich eine Freundin, die in Dresden wohnt. Wir hatten uns lange nicht gesehen und als sie über Facebook von meiner Situation erfuhr, war sie sofort da. Es tat gut, solche Menschen in seinem Freundeskreis zu wissen.
Ich bewegte mich immer mehr auf der Station. Aber ich lief wie ein alter Mann, unsicher, wie auf Pudding und immer das Gefühl das Gewitter könne wieder beginnen. Mein lieber kleinster Sohn und meine Frau kamen dann gegen Abend. Es war wunderschön, diese beiden lieben Menschen um mich zu wissen. Es war für uns alle wichtig, uns in diesem Moment so nahe zu sein. Denn keiner von uns kann einschätzen, wie nun alles wird, wie alles weitergeht. Aber meine Familie – und damit meine ich auch die anderen großen Söhne – sind der Antrieb für mich wieder auf die Beine zu kommen.
Ich bin schnell eingeschlafen und schlief bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Gewitter im Liegen wieder kam und wieder die ganze linke Seite taub wurde. Diesmal war das Gewitter stärker als zuvor und es sollte die letzte Attacke sein. Aber die Taubheit auf der linken Seite blieb nun endgültig.
Zu diesem Zeitpunkt war ich von der Überwachung bereits abgenabelt und die Ärzte hatten andere Notfälle. Ich selbst konnte zwar auf meine Situation hinweisen, hatte aber das Gefühl, ich war nicht Notfall genug. Doch dies war die Nacht, an dem der Blitz endgültig bei mir eingeschlagen ist. Mein Leben hatte sich schlagartig geändert.
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